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Große Findlinge mit Tafeln, im Boden ruhende Bronzeplatten oder auch nur schlichte Schilder auf kleinen gepflasterten Plätzen – es gibt viele Orte in Deutschland, die für sich beanspruchen, der geographische Mittelpunkt Deutschlands oder ihres jeweiligen Bundeslandes zu sein. Mit dem ansonsten eher unauffälligen Ortsteil Bessa der Gemeinde Edermünde findet sich sogar einer dieser Mittelpunkte in Hessen.

Wie kann es denn sein, dass es für ein einziges Land so viele Mittelpunkte gibt? Wer behauptet, ein Kreis habe gleich mehrere, gilt schließlich zu Recht als exzentrisch. Die Vielfalt entsteht durch die verschiedenen Berechnungsmethoden: Mal gilt als Zentrum der Schnittpunkt, wo sich die Verbindungslinien zwischen den äußersten Extrempunkten treffen und mal wird die Stelle gesucht, die zu allen Grenzen die kürzeste Entfernung aufweist. Besonders faszinierend ist die Schwerpunktermittlung – sei es mathematisch oder ganz handfest mit einem großen Maßstabsmodell der Landkarte, das so lange auf einem Dorn balanciert wird, bis es sein perfektes Gleichgewicht findet.

Hanau und Hanoi – Direktverbindungen ab Frankfurt

Um tatsächlich zu einem funktionierenden Knotenpunkt von Leben und Arbeiten zu werden, braucht es mehr als Geometrie und Geografie – es ist das Zusammenspiel von vielen Eigenschaften, die einen Ort in den Mittelpunkt rücken. „Die Welle“ im Süden des Westends zum Beispiel bringt für eine Mittelpunktrolle gleich eine ganze Reihe von Argumenten mit: Frankfurt ist eine Drehscheibe europäischer Handels- und Finanzaktivität. FRA ist nicht nur mit weitem Abstand der größte Flughafen Deutschlands, auch die meisten Direktflüge in alle Welt starten von hier aus. Das Autobahnnetz mit den Hauptachsen A3, A5 und A66 verbindet Frankfurt mit sämtlichen deutschen Metropolregionen. Besonders die A3 bildet dabei eine wichtige Nord-Süd-Verbindung: Sie führt von den Niederlanden über das Ruhrgebiet und Frankfurt bis nach Österreich.

Auch im Schienenverkehr nimmt Frankfurt eine zentrale Position ein. Als bedeutender ICE-Knotenpunkt ermöglicht die Stadt schnelle Verbindungen in alle Richtungen. Berlin ist in unter vier Stunden erreichbar, München in gut drei Stunden, und selbst internationale Metropolen wie Paris, Brüssel oder Zürich sind durch regelmäßige Hochgeschwindigkeitsverbindungen angebunden.

Die Mitte macht Wege kürzer

Neben den Vorteilen im überregionalen Verkehrsnetz bildet Die Welle auch im Nahverkehr den idealen Startpunkt, um seine Ziele schnell zu erreichen: Die Anbindung des Gebäudeensembles macht es möglich, viele verschiedene Mobilitätsformen zu nutzen. In knapp 500 Metern Entfernung erschließen acht S-Bahn-Linien (S1 bis S6, S8 und S9) das gesamte Rhein-Main-Gebiet. Die U-Bahn-Linien U6 und U7 sind nur 400 Meter entfernt und ermöglichen eine schnelle Verbindung in alle Frankfurter Stadtteile. Für nächtliche Verbindungen und flexible Routen sorgen die Buslinien 64 und N2 mit einer Haltestelle in 170 Metern Entfernung. Der Frankfurter Hauptbahnhof schließlich ist zu Fuß in etwa 15 Minuten erreichbar und erschließt einen riesigen Radius für Einpendler aus dem Umland. Die Alte Oper als direkter Nachbar der Welle fügt dem Standort eine kulturelle Komponente hinzu. Der Finanzdistrikt mit seinen Banken und Finanzinstitutionen liegt in unmittelbarer Nähe, ebenso wie vielfältige Einkaufsmöglichkeiten – inklusive der wohl bekanntesten und belebtesten Fußgängerzone Deutschlands, der Zeil.

Begegnungen schaffen zentrale Lagen

Ganz nebenbei bietet Die Welle weit mehr als ihre bloße architektonische Präsenz – sie ist mit ihrer offenen baulichen Struktur zur Schnittstelle zwischen der geschäftigen Urbanität Frankfurts und ruhigeren Stadtquartieren geworden. In dieser urbanen Umgebung zeichnen die Schritte von Bewohnern die beliebtesten Pfade im Laufe der Zeit selbst – nicht weil sie auf Karten vermerkt wären, sondern weil Gewohnheiten sie wachsen lassen. Diese Wege und Kreuzungspunkte entstehen unwillkürlich, geformt von täglichen Ritualen und zufälligen Begegnungen.

Wer länger über das Wesen von Mittelpunkten sinnieren möchte, könnte das in Frankfurt auch im Von-Bernus-Park im Stadtteil Bockenheim tun – dieser Schnittpunkt der nördlichsten, südlichsten, östlichsten und westlichsten Ausdehnung der Stadtgrenzen ist nur einen Spaziergang von der Welle entfernt. Noch weiter entfernt liegt das „Café Central“, das aber – kleine Ironie am Rande – in Frankfurt-Zeilsheim liegt. Also dort, wo Frankfurt langsam aufhört, Frankfurt zu sein. Aber vielleicht braucht es manchmal eben diese Distanz, um zu verstehen, was einen Ort wirklich zentral macht: nicht die Position auf der Landkarte, sondern seine Fähigkeit, Menschen zusammenzuführen, ihnen einen Raum zu geben, in dem sie sich begegnen können.

Autor: Peter Breuer